Über eine magische oder divinatorische Verwendung der Runen zur Zeit der Germanen ist nur sehr wenig überliefert. Die weitaus bekannteste Beschreibung dürfte von dem römischen Historiker Tacitus stammen. In seinem Werk Germania schreibt er:
"Vorzeichen und Losorakel beobachten sie wie kaum ein zweites Volk. Das herkömmliche Verfahren beim Losorakel ist recht einfach: Sie schneiden von einem fruchttragenden Baum ein Reis ab, zerschneiden es in Stäbchen, versehen diese mit bestimmten Zeichen und streuen sie planlos über ein weißes Tuch, wie sie ihnen gerade unter die Hand kommen. Dann betet der Stammespriester, wenn eine Befragung von Stammes wegen erfolgt, bei privater Befragung der Hausherr persönlich, zu den Göttern und hebt - den Blick zum Himmel gewendet - dreimal eins auf und deutet die aufgehobenen Stäbchen nach dem vorher eingeritzten Zeichen. Geben sie ablehnenden Bescheid, dann wird an demselben Tage in derselben Angelegenheit keine Befragung mehr vorgenommen, bei zustimmendem Bescheid wird die zusätzliche Bestätigung durch Vorzeichen für erforderlich gehalten."
Aber auch in der Lieder- und Snorra-Edda wird hin und wieder über den magischen Gebrauch der Runen berichtet, wenn auch wenig detailreich. Hier sticht besonders Rúnatal þáttr Óðinn ("Odins Runenlied") hervor, das als Teil der Hávamál ("Des Hohen Lied" oder "Sprüche des Hohen") beschreibt, wie der Göttervater Odin das Wissen der Runen erlangt. Zusätzlich werden in den folgenden Ljóðatal ("Zauberlieder") die Wirkweisen einiger Runen beschrieben, jedoch ohne deren Namen zu nennen, so dass es dem Leser überlassen bleibt, eine passende Zuordnung zu finden.
Die Verwendung der germanischen Runen hat auch in der Gegenwart noch einen festen Platz. Sowohl in Büchern als auch online finden sich viele Informationsquellen, die teils eine historisch fundierte Deutung der Runen bevorzugen, teils eine spirituell-intuitive. Das passende Runenset zu finden gehört zu den interessantesten und manchmal auch schwierigsten Schritten auf der eigenen Runenreise. Material, Herstellungsprozess, Ästhetik, Haltbarkeit und nicht zu letzt auch Bezahlbarkeit spielen eine wichtige Rolle.